Dienstag, 12. August 2014

Wetter 13.08.2014: Viel Regen, paar Gewitter

Über der Nordsee ist nach wie vor ein Langwellentrog positioniert, dass zum Teil einen sehr leichten Cut-Off-Charakter aufweist. Es wird sich bis zum Prognoseende etwas abschwächen und in den kommenden Tagen durch einen neuen Langwellentrog von Island südwärts kommend ersetzt. 
Im Verlauf des vergangenen und heutigen Tages hat sich am Nordseetrog eine Störung südlich von Island zu einem Kurzwellentrog entwickelt, der nun während des Prognosezeitraums mit einem sehr kalten Kern von -24 Grad über Zentralfrankreich in Südwestdeutschland einzieht und sich bis zum Donnerstag Morgen abgeschwächt über Nordwest-Polen positioniert.

Am Boden hat Tief Bertha mittlerweile die Steuerung der Großwetterlage übernommen und lenkt das sich an der Vorderseite der Kurzwelle entwickelnde Randtief von Zentralfrankreich zur polnischen Ostseeküste. Da das Randtief selbst kein eindeutig erkennbares Frontensystem besitzt, wird das Hauptaugenmerk auf die an es angelehnte Konvergenz und einem Vorticitymaximum liegen.

Vor dem Randtief befindet sich darüber hinaus das Bodentief Verena, welches in das wellige Frontensystem von Tief Bertha eingebettet ist.


   Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 14, 17 und 20 Uhr mit Kaltluftkern über der Nordsee.

Die Temperatur zeigt sich weiterhin beeindruckt vom Höhentief und steigt im Westen und Norden nicht höher als 23 Grad, im Osten nicht höher als 26 Grad. Im Süden bleiben hinter der Kaltfront von Tief Verena die Temperaturen sogar meist unter 20 Grad und sinken mit Einzug des Randtiefs zum Teil auf unter 10 Grad.

Die Taupunkte erholen sich nur sehr langsam und können erst durch die Verdrängung der trocken-kalten Luftmasse wieder 16 bis 17 Grad im Vorfeld des Randtiefs erreichen. Diese nur mäßig feucht-warme Luftmasse wird dann im folgenden direkt durch erneut sehr trockene Luft (Taupunkte bis runter auf 8 Grad) ausgeräumt.


 Temperatur um 17 Uhr.                                           Taupunkte um 17 Uhr.

Somit zeigen sich die CAPE-Werte eher unbeeindruckt und steigen nur in einem recht schmalen Korridor in der Mitte und ganz im Norden auf 500 bis lokal 750 J/kg.


Pot. Energie und Lifted Index um 17 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 17 Uhr von WRF-ARW. 

Von vormals 6 g/kg steigt der Wassergehalt nun leicht auf 9 g/kg und ausfällbares Wasser auf 30 bis 35 mm. An der Südflanke des Randtiefs folgt dann eine trockene Luftmasse mit zum Teil nur 10 mm ausfällbarem Wassers. Lapse Rates können kurzzeitig 6,5 Grad/km erreichen und die Wolkenobergrenze steigt auf -20 bis -25 Grad (6.500 bis 7.000 m), bevor sie dann wieder auf über 0 Grad absinkt.

Da das Randtief für einen starken Druckgradienten sorgt, sind entsprechend an seiner Südflanke 10 bis 13 m/s möglich. Darüber hinaus zeigt sich an der Nordostflanke eine Konvergenzlinie, an der jedoch die Windgeschwindigkeiten deutlich reduziert sind (bis 5 m/s).
Zwar liegt der Jetstream in mittlerer Höhe zum Nachmittag eher auf Höhe der Alpen, aber es zeigen sich trotzdem 0-6 km Scherwinde  von bis zu 30 m/s, in Richtung Tschechien sind sogar bis zu 40 m/s möglich. 0-1 km Scherwinde erreichen im Südwest bis zu 15 m/s.
0-3 km Helizität ist meist bei 50 bis 100 m²/s², kann allerdings lokal auch kurzzeitig bis zu 200 m²/s² erreichen. 0-1 km Helizität bleibt eher unbedeutend und steigt nur dort stark an, wo bereits sehr stabile Luftmasse vorherrscht (Südwestflanke).
Der Superzellenparameter schlägt trotz der Scherwinde nicht an über dem Westen/Südwesten nicht an, was an den vielen, eher unzulänglichen Attributen liegt, die in diesen Parameter einbezogen werden. Interessant ist allerdings der Bereich im Osten Bayerns, wo zum Mittag sehr stark anschlagende Signale vorherrschen.


  Bodenwinde mit Windvektor um 17 Uhr.                         0-6 km Scherung um 17 Uhr.          


                      0-3 km Helizität um 17 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 17 Uhr.

Der Fokus wird vermutlich auf 3 Bereiche liegen:
1. Auf den Norden an der Nordseeküste, wo weiterhin permanent schwache Gewitter durch die kühle Luft über der warmen Nordsee getriggert werden, die sich dann an der Küste ausregnen. Waren es heute noch Konvergenzen, zieht im Verlauf des Prognosezeitraums eine Okklusionsfront über dieses Gebiet. Entsprechend sind dort bei bis zu 150 L/m² in 48 Stunden Überschwemmungen möglich.

2. Auf den Korridor vom Elsass bis zum Nordwesten Polens durch schwache Gewitter sowohl an der Konvergenz, als auch direkt am Randtief. Je weiter südlich sich an seinem Zentrum Zellen bilden, desto höher die Gefahr von stürmischen Böen. Darüber hinaus können Starkregenfälle bei Mehrfachtreffern zu bis zu 70 L/m² in 24 Stunden und damit zu Überschwemmungen führen.

3. Auf den Südosten am Bayrischen Wald. Zwar überschneiden sich die besten Attribute dort zu einer vielleicht zu frühen Tageszeit, aber Taupunkte sind gut, Temperatur kann im Vorfeld der Kaltfront von Tief Verena etwas ansteigen und entsprechend liegen erhöhte CAPE-Werte vor. Dazu das unglaublich starke Windprofil und ein Einziehen einer Kaltfront - und die Zutaten für eine kurze, aber womöglich heftige Gewitterperiode sind vorhanden. Einziger limitierender Faktor ist starker Föhn, der durchaus in der Lage sein sollte, Gewitter vollständig zu unterdrücken. Trotzdem sollte diese Ecke die Augen offen halten...


  Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.            Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF. 

Update


Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Über dem Nordwesten blieben die Gewitter überwiegend über der See, sodass es hier zu keinen überhöhten Niederschlagssummen kam. Im Südosten blieben wie erwartet Entwicklungen aus, dort gab es nur länger anhaltenden Regen.
Ebenfalls wie erwartet zeigten sich die Entwicklungen im Korridor Elsass -> Ostsee mit viel Niederschlag (lokal bis 60 L/m² in 24 Stunden), aber sehr geringer Gewitteraktivität, die sich vor allem entlang der Konvergenz und - unerwarteterweise - an der Südflanke zeigten.
Insgesamt blieb der Tag ziemlich harmlos.

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