Freitag, 1. August 2014

Wetter 02.08.2014: Gewitter an den Grenzen

Der Randtrog über den britischen Inseln kann bis zum Prognoseende seinen Abschnürungsprozess beenden, allerdings intensiviert sich über Osteuropa ein Höhenrücken, welcher das Cut-Off zunehmend auf Nordost-Kurs drängt und in den kommenden Tagen zurück zum polaren Langwellentrog zwingt.

Das an der Vorderseite des Cut-Offs ziehende Bodentief intensiviert sich während des Prognosezeitraums, bevor es schließlich am Sonntag vom Cut-Off eingeholt wird und in einen Auffüllungsprozess wechselt. 

An der Ostflanke des Bodentiefs kann sich ein Randtief entwickeln, welches bis zum Prognoseende nordostwärts zieht und seine Warmfront mit Ost-West-Ausrichtung nordwärts über Deutschland lenkt, während die Kaltfront mit Nord-Süd-Ausrichtung hinterherzieht. Beide Fronten sind Hauptaugenmerk für das Wetter am Samstag, welches sich als äußerst komplex erweist.


  Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 14, 17 und 20 Uhr mit Kaltluftkern über Island.

In Deutschland können bis zum Nachmittag flächendeckend 27 bis 29 Grad erreicht werden, ganz im Osten sowie am Rhein sind auch Temperaturen bis 31 Grad möglich.

Die Taupunkte erholen sich nur sehr langsam vom Vortag. Vielfach sind nur 15 bis 17 Grad möglich, an der westlichen Landesgrenze sowie im Südosten können dagegen schon 18 bis 20 Grad erreicht werden. Über allen neuen Bundesländern sind zudem flächendeckend 18 bis 21 Grad Taupunkte drin.


 Temperatur um 16 Uhr.                                           Taupunkte um 17 Uhr.

Obwohl WRF-ARW, als auch WRF-NMM die Taupunkte und Temperaturen ziemlich ähnlich simulieren, unterscheiden sie sich doch recht stark bei den Energiewerten. Während WRF-NMM vor allem im Südosten sehr hohe CAPE-Werte von 2.000 bis 2.500 J/kg und im Nordosten "nur" 1.500 bis 2.000 J/kg sieht, rechnet WRF-ARW vor allem im Nordosten die höheren Werte. Obwohl letzteres Model meist wesentlich konservativer agiert, sieht es immehin ebenfalls 1.500 bis 2.000 J/kg.


Pot. Energie und Lifted Index um 14 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 14 Uhr von WRF-ARW. 

Der Wassergehalt nimmt flächendeckend wieder deutlich zu und liegt meist bei 12 bis 13 g/kg, lediglich in der Mitte, vom Erzgebirge ausgehend bis zur Nordseeküste, bleiben die Werte noch bei 9 bis 10 g/kg. Ausfällbares Wasser ist bis Samstag Nachmittag ebenfalls wieder mehr als genug da und erreicht vor allem im Westen und Osten oft um die 40 mm, lokal können sogar über 45 mm erreicht werden.
Lapse Rates ziehen wieder stark an und können durch verbreitet 6,5 bis 7 Grad, lokal - vor allem im Südosten - auch 7 Grad die Luft weiter destabilisieren, die Wolkenobergrenze erreicht über sämtlichen Gebieten von Interesse 12.000 bis 13.000 m.

Die Bodenwinde können verbreitet 3 bis 4 m/s erreichen, lokal auch die 5 m/s übersteigen. Ganz im Süden ist allerdings kaum Bewegung auszumachen. Die 0-6 km Scherwinde nehmen wieder leicht ab und erreichen über dem Osten 10 bis 12 m/s, an der Ostseeküste auch bis zu 15 m/s. Ganz im Westen ein vergleichbares Bild.
0-3 km Helizität wird erst zum späten Nachmittag wirklich interessant. Mittags sind zunächst noch 50 bis 100 m²/s² drin, diese steigen dann aber auf 150 bis 200 m²/s², lokal auch bis auf 250 bis 300 m²/s². Entsprechend schlägt der Superzellenparameter im Westen und Osten leicht an.


  Bodenwinde mit Windvektor um 14 Uhr.                         0-6 km Scherung um 14 Uhr.          


                      0-3 km Helizität um 17 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 17 Uhr.

Unterhalb von hohen Theta-E- sowie CAPE-Werten sind auch ohne Fronten starke Entwicklungen an der deutsch-polnischen Grenze zum Mittag/Nachmittag zu erwarten. Sie ziehen recht zügig nordostwärts und können mit zunehmender Nähe zur Ostsee von mäßig gutem Windprofil profitieren. Eingelagerte Superzellen können nicht ausgeschlossen werden.
Zellen mit starkem Auftrieb sind in der Lage Hagel mit 2 und mehr cm zu produzieren. Niederschlagsmengen können bei den vorliegenden Werten wieder enorm sein. Sturmböen sind möglich, aber eher unwahrscheinlich.

Ähnlich gestaltet es sich im Westen. Hier gilt als Antriebsfaktor die Kaltfront, die zum Abend von Frankreich/BeNeLux aus in Deutschland reinzieht. Bis auf eher gemäßigte Theta-E-Werte sind die Zutaten ziemlich gleich, daher sind auch hier eingelagerte Superzellen möglich. Zum Hagel und Starkregen kommt hier noch die höhere Wahrscheinlichkeit für Sturmböen zum tragen.


  Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.            Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF.        

Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Statt eines ausgeprägten Frontalsystems entwickelte sich zum Mittag von BeNeLux bis runter zum Bodensee eine Konvergenzlinie, an der sich Gewitter entwickelten. Diese zog dann mit leichtem Einschwenken ostwärts. Insgesamt blieben die Unwetterereignisse aus,ü ber dem nördlichen Teil Bayerns jedoch hatte ein Gewitterkomplex kurzzeitig eingebettete Bowing Echos, die lokal für stürmische Böen sorgten.

Über dem Osten entwickelten sich zunächst kaum Zellen, nur im Leebereich des Erzgebirges ließen sich orographiebedingt einige Gewitter blicken. Zum Abend und im Verlauf der Nacht wurde aber mit Erreichen der Konvergenz nochmal einiges angeschoben.

Diese Prognose ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass eine solch komplexe Großwetterlage einen starken Effekt auf kleinräumige Entwicklungen haben kann und somit sehr signifikante Fehler in der Vorhersage jederzeit möglich sind.

Quellen: GFS Modelmaps by ESTOFEX WRF-ARW by Janek Zimmer WRF-NMM by Meteociel.fr Blitzortung by lightningmaps.org

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