Samstag, 2. August 2014

Wetter 03.08.2014: Konvergenzgewitter

Das aus dem Randtrog in diesem Prognosezeitraum entstehende Cut-Off wird bis zum Ende durch den über Osteuropa blockierenden Höhenrücken zurück auf einen Nordost-Kurs gelenkt und kann sich bis Montag erneut mit dem Langwellentrog verbinden. Es zieht danach zunächst als Randtrog an der skandinavischen Küste entlang.
Über Zentraleuropa verbleiben vorerst zwei Kurzwellen: Das eine entwickelt sich vor der irischen Küste und folgt dem Jetstream auf einem südöstlichen Kurs um die britischen Inseln herum. Mit ihm assoziiert ist ein kleiner Kaltluftkern, der uns vermutlich Montag beschäftigen wird. Das andere ist das ehemalige Cut-Off über dem Balkan, welches nun durch den osteuropäischen Höhenrücken antizyklonal auf einen Kurs über Ostdeutschland/Polen nordwärts gelenkt wird.

Unterhalb des Cut-Offs über den britischen Inseln schwächt sich das Bodentief zusehends ab und folgt ihm auf einen nordöstlichen Kurs. Dagegen zeigt das Randtief über der Osthälfte Deutschlands auf seinem Weg Richtung Nordost ab dem Nachmittag - dann, wenn der Einfluss durch die zweite Kurzwelle deutlich größer wird - einen zunehmenden Druckabfall. Es wandert fortan an der Vorderseite des ehemaligen Cut-Offs als eigenständiges Bodentief.
Durch die Anwesenheit des Rand- bzw. Bodentiefs im Osten entwickelt sich vermutlich erneut eine Konvergenz, an der wieder konvektive Entwicklungen zu erwarten sind.


 
 
  Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 14, 17 und 20 Uhr mit Kaltluftkern über Schottland.

Bedingt durch den zunehmenden Einfluss des Cut-Offs und seinem Kaltluftkern sind über Deutschland verbreitet nur noch 23 bis 25 Grad drin, lokal können auch 27 Grad erreicht werden. Östlich der Konvergenz, über den neuen Bundesländern, werden dagegen überall 30 bis 32, lokal auch 33 Grad simuliert.

Ein ähnliches Bild liefern die Taupunkte. Sie erreichen verbreitet 14 bis 16, lokal auch 17 Grad. Direkt an der Konvergenz können allerdings Taupunkte von bis zu 22 Grad drin sein. Die warmfeuchte Luftmasse über der Nordsee mit Taupunkten von 18 Grad wird sich am Abend auf einen südlichen Kurs machen und zur Nacht über Nordrhein-Westfalen von Interesse sein.


 Temperatur um 15 Uhr.                                           Taupunkte um 15 Uhr.

Das übliche Bild bei den Energiewerten. Absolut einig sind sie sich dagegen darüber, wo die höchsten CAPE-Werte gemessen werden. Entlang der Konvergenz können ganz sicher 1.500 bis 2.000 J/kg erreicht werden.


Pot. Energie und Lifted Index um 15 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 14 Uhr von WRF-ARW. 

Der Wassergehalt liegt im Osten meist bei 12 bis 13 g/kg, ausfällbares Wasser bei 40 bis 45 mm. Lapse Rates machen über Polen einen massiven Sprung und können lokal bis an 8,5 Grad/km ranreichen. Das macht sich auch im Osten Deutschlands bemerkbar, wo vor der Konvergenz meist Werte um 7 Grad/km vorherrschen und Richtung Osten in Polen hinein stetig ansteigen. Die Wolkenobergrenze erreicht über sämtlichen Gebieten von Interesse 12.000 bis 13.000 m.

Obwohl ich für diese Prognose eher WRF-ARW vertraue, werde ich für das Windprofil fast alle Karten von WRF-NMM darstellen, da diese mehr oder weniger dieselben Werte haben, aber so ein deckungsgleiches Bild geschaffen werden kann (WRF-ARW bietet keine Scherwindkarte an):
Bodenwinde können im Osten zwischen 7 und 8 m/s erreichen, 0-6 km Scherwinde steigen dagegen erstaunlich an, sind meist bei 15 bis 20 m/s entlang der Konvergenz, können lokal aber auch bis zu 25 m/s betragen. 0-3 km Helizität erreicht bis zu 200, in WRF-ARW sogar bis zu 300 m²/s². Der Superzellenparameter steigt daher auch ein wenig höher als die vergangenen Tage, bleibt aber, erstaunlicherweise, noch immer vergleichsweise konservativ.


  Bodenwinde mit Windvektor um 15 Uhr.                         0-6 km Scherung um 15 Uhr.          


                      0-3 km Helizität um 15 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 14 Uhr.

Es liegt wieder eine recht komplexe Großwetterlage vor, die bereits am Vortag gänzlich anders von den Modellen erfasst wurde, als sie letztendlich vorlag. Damit ergaben sich zum Teil erhebliche Abweichungen in Bezug auf konvektive Ereignisse. Das kann auch diesmal wieder passieren und zeigt sich bereits in sehr unterschiedlichen Meinungen zur Entwicklung des Rand- bzw. Bodentiefs im Osten.

Grundsätzlich einig sind sie sich aber in der Entwicklung einer Konvergenz über dem Osten, die ein erhebliches Potential in sich birgt und vermutlich schon zum Vormittag erste Gewitter triggern wird. Aufgrund von sehr hohen Theta-E-Werten und hohem Wassergehalt in der Luft sind erneut Starkregenereignisse möglich, die sich über den Tag auf lokal über 100 L/m² aufsummieren können. Überschwemmungen sind daher sehr wahrscheinlich. Durch das vorliegende Windprofil und abhängig von der Entwicklung des Tiefs sind mit jeder Zelle Sturmböen drin. Dazu kommt erneut Hagel >2 cm, die auch deutlich größer ausfallen können, sollte sich in diesem Umfeld eine Superzelle bilden.

Einig sind sie sich auch über Entwicklungen über dem Norden Bayerns, die zum Nachmittag hinter der Konvergenz in den Osten ziehen. Deren Intensität ist gleichfalls von der Tiefenentwicklung abhängig, grundsätzlich werden sie aber nicht die Stärke der Zellen an der Konvergenz erreichen. Hagel und Sturmböen scheinen eher eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Auch entlang der Alpen im Südosten können erhebliche Mengen Niederschlag durch Lee-Luv-Effekte fallen, die durch das Tief hervorgerufen werden.


  Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.            Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF.        

Update



Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Die Konvergenz kam ein Stück weit östlicher zum Liegen und erstreckte sich über eine erstaunlich große Distanz: Von Schweden bis runter nach Ostösterreich. Die Entwicklungen an der Konvergenz waren wie erwartet. Superzellen gab es keine.
Im Zusammenhang hierzu waren auch die Niederschläge im Südosten an den Alpen wie erwartet.

Am Morgen/Vormittag zeigte eine kleine Unebenheit in der Umgebung um Lübeck, die in den Analysekarten nicht näher definiert war. Dem Windprofil entsprechend könnte es sich allerdings um eine Konvergenz gehandelt haben, die kurzzeitig, für diese Tageszeit ungewöhnlich heftige Entwicklungen brachte. Die Modelle hatten diese Entwicklungen drin, jedoch als oben genannte Konvergenz mit bis zum Abend anhaltenden Gewittern.

Zum späten Abend hin zog schließlich eine Kaltfront aus Westen herein, die bis zum Ruhrgebiet verbreitet nochmal intensive Gewitter brachte und danach sehr langsam, aber stetig harmloser wurde. Aktiv blieb sie jedoch die ganze Nacht über. Auch diese Entwicklung war wie erwartet.

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