Donnerstag, 16. Juli 2015

Wetter 17.07.2015: Starke Konvergenzgewitter im Nordosten und Südwesten


Gültig von: 17.07.2015, 08:00 MESZ bis 18.07.2015, 08:00 MESZ
Erstellt am: 16.07.2015, 22:30 MESZ


Einschätzung

Kategorie Moderate - für alle Teile Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs

Kategorie Slight - für alle Teile Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs und Berlins

Kategorie Slight - für alle Teile Nordrhein-Westfalens, Hessens, Rheinland-Pfalz' und Saarlands

Thunderstorms - für alle Teile Deutschlands


Zusammenfassung

Es besteht zum Abend Potential für starken Niederschlag, Hagel bis 4 cm und stürmische Böen.

Es besteht in der Nacht auf Samstag Potential für starken Niederschlag, Hagel bis 5 cm und stürmische Böen.


Synoptik

Uns präsentiert sich weiterhin ein Trog über dem Nordatlantik, an dessen Vorderseite ein Rücken über Südeuropa bis zur Südspitze Skandinaviens aufgewölbt ist. Im Verlauf des morgigen Tages rückt der Trog ein Stück weiter gen Osten, während an seiner Südostflanke eine Kurzwelle Einfluss auf Mitteleuropa ausüben wird. Nachfolgend wird ab Sonntag wieder vermehrt eine Luftmassengrenze mit Westlage vorherrschen.

Am Boden ist zunächst noch ein steuerndes Tief XAVER an der Vorderseite des Nordatlantiktrogs vor Island lokalisiert, das in den kommenden Stunden weiterhin der Zyklogenese unterliegt und dabei bis zum morgigen Abend bis über Schottland wandern wird. Über Frankreich/Spanien hat sich währenddessen eine Tiefdruckrinne gebildet, die sich jedoch zunehmend über Frankreich als Randtief präsentiert. Das Druckzentrum wird über Nacht über dem Ärmelkanal auf die Nordsee ziehen, bevor es dann im morgigen Tagesverlauf von XAVER absorbiert wird und dabei wieder eine Tiefdruckrinne von Nordwest- nach Ostdeutschland. An der Vorderseite der Tiefdruckrinne wird weiterhin sehr warme Luft Richtung Norden advehiert, während an der Rückseite gemäßigt maritime Kaltluft entlang einer vergleichsweise flachen Kaltfront folgen wird.


Diskussion

In der Nacht auf Freitag gelangt vorderseitig eine Warmluftzunge nach Deutschland, die im Tagesverlauf im Norden verbreitet mit 15 °C-, im Süden mit 20 °C-Isothermen aufwartet. Mit überwiegend wolkenfreiem Himmel dürften deshalb flächig die 30 °C überschritten werden, lokal, vor allem im Süden, dürften sicherlich auch bis maximal 38 °C möglich sein.
Gleichzeitig wird wieder zunehmend feuchtere Luft mit einem Wassergehalt von 12 bis 14 g/kg in den deutschen Raum advehiert, die von Lapse Rates zwischen 7 und 8 °/km begleitet werden. Somit dürften wieder sehr hohe Energiewerte von verbreitet 1.500 J/kg, lokal auch 2.000 J/kg CAPE drin sein.
Entgegen der bisherigen Simulationsläufe werden jetzt mit dem 12Z-Lauf deutlich bessere kinematische Parameter mit Werten von 15 bis 20 m/s DLS und 250 bis 400 m²/s² SRH simuliert, die zudem teilweise auch mit guten Energiewerten überlappen.
Erst zum Abend jedoch tut sich ein Vorticitymaximum über dem äußersten Nordosten Deutschlands entlang der Konvergenzlinie auf, das für erste Auslöse sorgt. Die hier hochziehenden Gewitter greifen unter Intensivierung zügig auf Polen bzw. die Ostsee über und bilden sich dort im Verlauf der Nacht zu einer breiten Linie aus. Im Vorfeld dürften jedoch vereinzelt Multizellen oder gar Superzellen entstehen, bevor diese weiter verclustern. Mit ihnen dürften auch über deutschem Boden noch Hagelkörner bis 4 cm, stürmische Böen sowie Starkniederschläge bei Pwat-Werten um 40 mm möglich sein.

Fraglich scheint, ob sich in der Nacht auf Samstag eine weitere Tiefdruckrinne von Westfrankreich bis zur Mitte Deutschlands ausbildet - jedenfalls simulieren das die WRF-Modelle wie auch Euro4 recht übereinstimmend. Die sich darin auftuende Konvergenzlinie würde sich nach wie vor im energiereichen Warmsektor befinden und durch Annäherung des Jetstreams aus West von vergleichbar moderaten kinematischen Parametern wie der Nordosten profitieren. Jedoch ist nahezu kein Hebungsantrieb vorhanden, sodass Initialisierung schwierig scheint. Alle Zellen, die in dieser Umgebung entstehen, dürften 2 bis 3 cm Hagel, stürmische Böen sowie Starkniederschläge bei Pwat-Werten um 45 mm produzieren. Sollte sich eine rotierende Zelle auftun, könnten auch Hageldurchmesser bis maximal 5 cm drin sein. Unter schneller Verclusterung ziehen diese von Südwest ausgehend bis zum Samstag morgen in die Mitte Deutschlands, bevor sie sich langsam abschwächen und den Prognosezeitraum verlassen.


Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.


Entgegen der Erwartung zeigten sich das Schwarzwald und die Schwäbische Alp als ziemlich aktiv am gestrigen Nachmittag. Hier entstanden zum Teil kräftige Gewitter mit großem Hagel und Windböen bis Sturmstärke. Dagegen sollte sich in Nordosten praktisch nichts tun, da es hier einfach an ausreichend Hebungsantrieb fehlte. Die Konvergenz war nicht besonders stark ausgeprägt und zudem weiter nördlich verlagert, sodass das Vorticitymaximum, welches Gewitter triggern sollte, zu schwach ausfiel. Lediglich um Rügen herum konnten sich im erwarteten Zeitraum kleinere Zellen ausbilden.

Sämtliche anderen Regionen sind aber so weit gut erfasst worden. Trotz der Fragezeichen entstanden entlang der Konvergenzlinie im Südwesten - vor allem aber über Rheinland-Pfalz einige intensive Gewitter, zeitweise präsentierte sich sogar ein Bow-Echo. Dieser vorlaufend entwickelte sich eine Mesozyklone als Leftmover.


Zugbahnen sämtlicher dokumentierter Superzellen am 07.07.2015.


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