Samstag, 29. August 2015

Wetter 30.08.2015: Erneut kräftige Gewitter in den Morgenstunden


Gültig von: 30.08.2015, 08:00 MESZ bis 31.08.2015, 08:00 MESZ
Erstellt am: 29.08.2015, 21:00 MESZ


Einschätzung

Kategorie Slight - für Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Bremens

Thunderstorms - für Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens, Bremens, Hamburgs, Mecklenburg-Vorpommerns und Schleswig-Holstein 


Zusammenfassung

Es besteht Potential für langanhaltenden Starkregen, Stürmische Böen, Hagel bis 3 cm sowie einen ganz vereinzelten Tornado.


Synoptik

Gegenüber heute wird das Trog-Zweigespann am morgigen Tag weiter nach Nordwest abgerückt sein, wobei sich das westlichere Zentrum wesentlich langsamer fortbewegt und innerhalb des Prognosezeitraums bereits in einen Abtropfprozess über der Nordsee übergeht. An seiner Rückseite kann sich der Keil des atlantischen Rückens weiter aufwölben. Über dem europäischen Kontinentalgebiet dagegen herrscht weiterhin hartnäckiges Konkurrieren vor, sodass hier kaum Veränderungen auszumachen sind. Lediglich der beginnende Abtropfprozess zeigt zum Montag erste Wirkung und drängt den Rücken über Mitteleuropa ein Stück weit nach Südosten ab.

Am Boden dreht Tief IMMANUEL mit dem einen Trogzentrum nach Nordost ab, während Tief HANS unter vorerst zunehmender Abschwächung mit dem anderen über der Nordsee verbleibt. Die Hochs KARMA und JESSICA werden durch das herannahende Tief JONAS stetig weiter nach Ost bzw. Süd abgedrängt, nicht aber ohne weiterhin für kräftige Warmluftadvektion über Mitteleuropa zu sorgen. Sie halten zudem die schon seit Tagen über Europa residierende Luftmassengrenze (LMG) aufrecht, die jetzt weiter Richtung Norden an die Küstenregionen Frankreichs bis zur Ostsee verschoben ist. Darin eingebunden ist ein kleines Bodentief, dass bereits in der Nacht auf Sonntag für turbulentes Wetter sorgt und dabei bis über den Nordwesten Deutschlands vorrückt. Am späten Abend verlässt es Deutschland nach Westen und wird an seiner Rückseite durch eine Tiefdruckrinne gefolgt, die ebenfalls wetteraktiv sein wird.


Diskussion

Die Reste des Mesoskaligen konvektiven Systems (MCS) aus der Nacht werden auch am Morgen und Vormittag noch über dem Nordwesten und Norden Deutschlands unter Abschwächung aktiv sein, sodass zu vermuten ist, dass die Nordhälfte Deutschlands überwiegend bewölkt in den Tag startet. Dieser Umstand verhindert die direkte Einstrahlung und damit schnelle Aufheizung der ziemlich feuchten Luftmasse. Es ist daher davon auszugehen, dass nur einige 100 J/kg CAPE entlang der Küstenregionen aufgebaut werden können, erst weiter südlich über dem Westen und der Mitte steigen die Werte deutlich höher auf 1.250 bis maximal 1.750 J/kg. Dagegen ist die Kinematik weiterhin unbestreitbar gut aufgestellt. 0-6 km Scherwinde betragen im Norden 25 m/s, teilweise in der Spitze sogar 30 m/s, und werden direkt am Tiefdruckzentrum von 0-3 km Helizität zwischen 300 und 400 m²/s² begleitet. Somit ist der einzige limitierende Faktor die geringe Energie. Diese wird voraussichtlich aber signifikant genug sein, dass im Tagesverlauf zunächst nichts passieren wird. In der Modellwelt wird ein vergleichbarer Verlauf wie in der vorangegangenen Nacht, mit einem MCS, erwartet.

Durch das MCS liegen die Gefahren vor allem bei langanhaltendem Starkregen mit einem ausfällbaren Wassergehalt um die 40 mm. Es sind auch vereinzelt stürmische Böen denkbar. Dazu kann selbst zu dieser Tageszeit noch immer Hagel bis maximal 3 cm fallen. Tornados sind, trotz der guten kinematischen Bedingungen, eher unwahrscheinlich, da es an Superzellen mangeln wird, die für die Tornadogenese förderlich sind. Trotzdem ist ein Tornado nicht vollends auszuschließen.

Ganz unerwähnt soll nicht bleiben, dass AROME, als einziges Modell, zum frühen Nachmittag die Option einzelner Zellen über NRW anbietet. Auch wenn diese Möglichkeit eher unwahrscheinlich ist, birgt dieses Szenario ein nicht ganz ungefährliches Potential für Böen bis 90 km/h, Hagel bis 5 cm und Starkregen. Es wird jedoch in der Karte vorerst nicht weiter berücksichtigt.


Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Die Reste des MCS hielten zwar, wie erwartet, noch länger durch, konnten sich jedoch im späteren Tagesverlauf über dem Osten nochmal reintensivieren und zogen, entgegen der Prognose, auf eine ost-südöstliche Zugbahn nach Polen ab. Dabei konnten nochmal einige Sturmböen und in Seehausen Spitzenböen von 70 km/h gemessen werden, sodass tatsächlich ein Kategorie Slight gerechtfertigt gewesen wäre.

In der Nacht auf den 31.08. zog dann, wie in der Prognose erwartet wurde, erneut ein MCS von Frankreich/BeNeLux ausgehend in den Westen Deutschlands und brachte dabei den langanhaltenden Starkregen, einige Sturmböen bis 65 km/h sowie kleineren Hagel. Ein Tornado konnte nicht beobachtet werden. Insgesamt somit eine mittelmäßige Prognose.


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