Samstag, 29. August 2015

Wetter 29.08.2015: Der krähende Hahn Jonas


Gültig von: 29.08.2015, 10:15 MESZ bis 30.08.2015, 08:00 MESZ
Erstellt am: 29.08.2015, 10:15 MESZ


Einschätzung

Kategorie Slight - für Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Bremens

Thunderstorms - für Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens, Bremens, Hamburgs und Schleswig-Holstein 


Zusammenfassung

Es besteht Potential für langanhaltenden Starkregen, Stürmische Böen, Hagel bis 3 cm sowie einen ganz vereinzelten Tornado.


Synoptik

Aktuell haben wir einen Trog mit zwei Zentren - eins zwischen Island und den britischen Inseln, das andere direkt vor der norwegischen Küste - vorliegen, das nun bereits seit einigen Tagen quer über Mitteleuropa um jeden Zentimeter mit einem ausgedehnten Rücken über Südeuropa konkurriert. Aufgrund dieser quasi-stationären Situation sind im Prognosezeitraum für Mitteleuropa praktisch kaum Veränderungen zu erwarten, einzig ein minimales Verrücken Richtung Norden, dass durch eine auf die Biscaya südwärts zuziehende Kurzwelle initialisiert wird.

Am Boden liegt über Mitteleuropa zunächst noch flaches Geopotential mit leichter Tendenz zum Hochdruck vor, während Island, die britischen Inseln und Skandinavien von zwei Tiefdruckzentren HANS und IMMANUEL dominiert werden. Über ihr ausgedehntes Frontensystem hat sich auf diese Weise über Mitteleuropa am Boden eine Luftmassengrenze (LMG) aufgebaut, die von Skandinavien ausgehend bis zu den Azoren reicht. Im Verlauf des Tages nimmt der Hochdruck über Ost- und Mitteleuropa durch die Hochs KARMA und JESSICA zu, weshalb an seiner Rückseite verstärkt warm-feuchte Luft nordwärts nach Spanien und Frankreich advehiert werden kann, während gleichzeitig unter dem Einfluss der Kurzwelle ein Tief JONAS vom Atlantik ausgehend auf Westeuropa übergreift. Dieses wird bis vermutlich einschließlich Montag für turbulente Abwechslung in Form von Gewittern sorgen, die kräftig ausfallen können.


Diskussion

Zunächst sind über Deutschland noch weitgehend ruhige und sonnige Stunden zu erwarten, bei denen die Temperaturen nördlich der LMG auf 20 bis 25 °C steigen, südlich davon durchaus die 30 °C übersteigen können. Spätestens ab den Mittagsstunden wird dabei die Warmluftadvektion zunehmen und dabei langsam, aber stetig weiter nördlich ausgreifen. Über den südlichen Gebirgszügen sind daher schon zum Nachmittag Energiewerte über 1.000 J/kg zu erwarten, die jedoch nur ganz sporadisch orographiegesteuert abgerufen werden können. Erst im Verlauf der Nacht auf Sonntag dürften mit der nordwärts ziehenden Warmfront im Westen und Norden Deutschlands Gewitter bei 500 bis 1.000 J/kg CAPE möglich sein. Diese werden von teilweise bis zu 30 m/s 0-6 km Scherwinde und um die 200 m²/s² 0-3 km Helizität gestützt. Aufgrund der Tageszeit und den eher geringen Energiewerten sind Superzellen zwar eher unwahrscheinlich, ausgehend von den Entwicklungen über Frankreich und BeNeLux ist jedoch mit einem Mesoskaligen konvektiven System (MCS) zu rechnen, dass als großflächig organisiertes System unter gradueller Abschwächung über Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hinweg ziehen wird.

Durch das MCS liegen die Gefahren vor allem bei langanhaltendem Starkregen mit einem ausfällbaren Wassergehalt um die 40 mm. Es sind auch vereinzelt stürmische Böen denkbar. Dazu kann selbst zu dieser Tageszeit noch immer Hagel bis maximal 3 cm fallen. Tornados sind, trotz der guten kinematischen Bedingungen, eher unwahrscheinlich, da es an Superzellen mangeln wird, die für die Tornadogenese förderlich sind. Trotzdem ist ein Tornado nicht vollends auszuschließen.


Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Bis auf Sturmböen sind sämtliche Gefahren durch die Prognose perfekt abgedeckt worden und das Wetter verlief wie erwartet. Die Sturmböen mit maximal 83 km/h bei Bückeburg wurden jedoch ganz knapp außerhalb der Kategorie Slight gemessen. Trotz dieses Makels aber eine sehr gute Prognose.


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