Freitag, 26. Juni 2015

Wetter 26.06.2015: Wetterleuchten im Westen



Gültig von: 26.06.2015, 18:00 MESZ bis 27.06.2015, 08:00 MESZ
Erstellt am: 26.06.2015, 18:05 MESZ

Einschätzung

Kategorie Slight - für Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens, Hessens, Thüringens und Rheinland-Pfalz

Thunderstorms - für Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens, Hessens, Thüringens und Rheinland-Pfalz

Zusammenfassung

Es besteht Potential für langanhaltenden Starkregen und Hagel bis maximal 2 cm.

Synoptik

Europa wird zu großen Teilen vom Atlantik-Rücken und seinen Ausläufern, die sich von Mitteleuropa bis nach Grönland erstrecken, dominiert. Ü
ber östlichen Teilen Skandinaviens liegt eine Kurzwelle des arktischen Langwellentrogs, der sich sehr weit in den Nordosten zurückgezogen hat, während sich über dem Nordatlantik ein massives Cut-Off-System befindet in das mehrere Störungen eingebettet sind.

Durch eine dieser Störungen kann sich über der Nordsee zur Nacht ein kleines Randtief entwickeln, mit dem in Westdeutschland eine wetteraktive Warmfront einziehen wird.

Diskussion

Die Modelle sind sich mittlerweile recht einig darüber, dass über BeNeLux bzw. der Eifel zur Nacht Gewitter entstehen sollen, die in einem interessanten Setup existieren werden. Dabei interagiert die Störung ziemlich gut mit der nach Nordost voranschreitenden Warmluft, die für diese Tageszeit noch gute Energiewerte um 500 J/kg CAPE hervorbringt und von einem Wassergehalt bis 35 mm begleitet wird. Darüber hinaus ist vor allem in den unteren Luftschichten gute Dynamik auszumachen, die in 0-1 sowie 0-6 km Scherwinden von 15 m/s und bis zu 250 m²/s² 0-1 sowie 0-3 km Helizitätswerten resultieren.

Aufgrund der Tageszeit und der sich einschiebenden Warmluft beziehen die sich entwickelnden Zellen ihre Energie hauptsächlich aus den unteren Luftschichten (elevated), nicht wie üblich grundschichtgekoppelt (surface based). So lange dies der Fall ist, ist nur von Starkregen, kleinkörnigem Hagel und vereinzelt sturmartigen Fallböen auszugehen. Sollten sich jedoch grundschichtgekoppelte Zellen entwickeln, würde hier die Gefahr für Tornados deutlich steigen - bei diesem dynamischen Umfeld in Bodennähe ist der eine oder andere Tornado denkbar, vor allem Samstag morgen, wo nach Modelllage die optimalsten Bedingungen vorliegen. Dazu könnte der Hageldurchmesser bis maximal 2 cm ansteigen.

Die weitere Entwicklung sieht ein Multi-Cluster-System (MCS) vor, das vereinzelt bogenartige Strukturen ausbilden könnte, wodurch die Gefahr durch starke Böen ansteigen würde. Aufgrund der aber nur maximal 15 m/s vorliegenden Winde in höheren Schichten sind gefährliche Böen am Boden eher unwahrscheinlich. Das MCS soll dabei bis zum Prognoseende ohne Abschwächung bis an die thüringer Landesgrenze vorrücken und das Wetter am Samstag maßgeblich beeinflussen.

Die Gefahreneinstufung zur Kategorie Moderate wäre aufgrund des Tornadopotentials durchaus denkbar gewesen, aber da diese stark von grundschichtgekoppelten Zellentwicklungen abhängig sind, wurde die Einstufung (vorerst) bei der Kategorie Slight belassen.

Verifikation


     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Nach aktuellem Stand war die Entscheidung, keine Kategorie Moderate anzuwenden, absolut richtig. Die Gewitterzellen blieben über die gesamte Nacht grundschichtentkoppelt, womit es nur Wetterleuchten und Starkniederschläge gab.

Die Eingrenzung der betroffenen Gebiete war jedoch eher schlecht gelungen, da Nordrhein-Westfalen nur zu kleinen Teilen betroffen war. Tatsächlich entwickelten sich zwei Cluster jeweils südlich und nördlich des Bundeslandes, ersteres das blitzintensivere, letzteres das niederschlagsträchtigste. Ursache könnte die Eifel als spaltendes Gebirge gewesen sein, was schon mehrfach beobachtet wurde, und die veränderte Dynamik. Soundings in Essen und Idar-Oberstein zeigen, dass 0-1 sowie 0-6 km Scherwinde unterschiedlich stark und im Vergleich zu den Simulationswerten auch schwächer vorlagen. Essen konnte dabei nur mit Werten um 5 m/s aufwarten, bei Idar-Oberstein betrugen sie immerhin noch 10 bzw. 15 m/s. Dadurch wurden im südlichen Cluster hochreichende Aufwindbereiche - und damit Gewitter - noch am ehesten begünstigt.



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