Freitag, 12. Juni 2015

Wetter 13.06.2015: Konvergenz/Kaltfront über der Nordhälfte


Gültig von: 13.06.2015, 08:00 MESZ bis 14.06.2015, 08:00 MESZ
Erstellt am: 12.06.2015, 23:00 MESZ

Einschätzung

Kategorie Moderate - für Teile Sachsen-Anhalts, Brandenburgs, Berlins, nördliches Sachsen

Kategorie Slight - für Teile Nordrhein-Westfalens, Hessens, Thüringens, Niedersachsens, Bremens, Hamburgs, Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns, südliches Sachsen

Thunderstorms - für alle Teile Deutschlands außer der Mitte Bayerns/des Südens Baden-Württembergs

Zusammenfassung

Es besteht Potential für Starkregen, Hagel zwischen 2 und 5 cm, gefährlichen Windböen und, in schwacher Ausprägung, auch Tornados.

Synoptik

Der Langwellentrog liegt weiterhin recht nördlich von Europa mit Zentrum nördlich Skandinaviens. Dieses wird sich im Prognosezeitraum zunehmend stagnieren und dabei die sowohl über dem Atlantik, als auch über dem Balkan dominieren Rücken in den Süden verschieben. Die Rücken werden nur durch ein Cut-Off über der Biscaya voneinander getrennt, das sich marginal Richtung Südosten orientiert. Westlich des Langwellentrogs entwickelt sich eine Störung zu einem Kurzwellentrog, der sich Richtung Süden orientierend auf Mitteleuropa zubewegt.


Am Boden befindet über der Biscaya ein schwaches steuerndes Tiefdrucksystem, dessen Fronten wellend von West nach Ost entlang der mitteleuropäischen Küstenregionen orientiert ist. In das Frontensystem eingebettet sind Randtiefs mit einer Kaltfront über der Mitte Deutschlands sowie einer Warmfront über Dänemark gelegen. Dazwischen zeigt sich in einer Tiefdruckrinne eine Konvergenzlinie, die wetteraktiv ist.

Unterhalb des Langwellentrogs liegt ein steuerndes Tief, dessen Randtiefs zunehmend Einfluss auf Mitteleuropa bekommen und mit denen sich aus dem Norden kommend über der Nordsee eine Kaltfront nach Süden bewegt.

Diskussion

Eine ziemlich komplexe Wetterlage steht bevor, die erneut für große Unsicherheiten in der Modellwelt sorgt. Auch hier ist nur ein grobes Umrahmen möglich und es gilt die Prämisse: Augen aufhalten. So scheinen die Entwicklungen zum frühen Morgen entlang einer Konvergenzlinie eine Eigendynamik zu entwickeln und sich unter Intensivierung Richtung Ost/Nordost zu bewegen. Gegen Mittag dürfte sich die Konvergenz etwa über der Mitte befinden und in einem Umfeld von bis zu 1.250 J/kg CAPE vorliegen. 0-6 km Scherung ist meist sehr gering (um die 5 m/s) und zeigt sich nur über der Westhälfte, entlang der Kaltfront, mit Werten bis 15 m/s. Umgekehrt sieht es bei 0-3 km SRH aus; dieses ist vor allem über den schwachen Scherungsbereichen bis zu 300 m²/s² stark, während es in den scherungsstarken Bereichen mit 100 m²/s² recht schwach ist. Beste Überlappung scheint noch am ehesten Richtung Norden Deutschlands vorzuliegen.

Die Hauptaktivitäten werden vor allem an der Konvergenz simuliert. Hier sind die Zellen eher stark limitiert aufgrund der geringen Windparameter. Hauptgefahr läge daher vor allem bei langanhaltendem Starkregen bei einem Wassergehalt von 40 bis 45 mm. Hagel wird vermutlich eher klein bleiben, bis maximal 2 cm. Auch gefährliche Windböen sind gerade gegen Abend über dem Osten ein Thema, bei Signalen bis über 100 km/h.

Potentiell höheren Organisationsgrad könnte jede Zelle entlang der Kaltfront erreichen, hier sind auch Mesozyklonen bzw. Superzellen denkbar, die dann mit den oben genannten Gefahren auch mit Hagel zwischen 3 und maximal 5 cm daherkämen. Die Entwicklung wäre bei einer, wie simuliert, wetteraktiven Konvergenz im Vorfeld jedoch thermodynamisch stark limitiert, da nur noch wenig Energie in einer abgekühlten Umgebung vorliegen würde. Sollten sich dennoch rotierende Aufwindbereiche entwickeln, käme auch ein geringes Potential für Tornados ins Spiel, bei 0-1 km Scherwinden von 10 bis 12 m/s und 0-1 km SRH-Werten um die 100 m²/s². Ansonsten dürfte die Gefahrenlage entlang der Kaltfront eher gering sein.

Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Die Modelle hatten es im Prinzip richtig simuliert: Die Konvergenzlinie würde weitaus aktiver sein als die Kaltfront. Damit blieb der Organisationsgrad der Zellen weitgehend gering, womit die Kategorie Moderate nur durch Zufall noch erfüllt werden konnte. Es sollte sich zeigen, dass die Kaltfront Richtung Brandenburg nochmal Schwung bekam und sich dabei eine Mesozyklone (wahrscheinlich sogar Superzelle) ausbildete, die in Rathenow schwere Downbursts und Schäden an vielen Grünanlagen und Gebäuden verursachte. Mit dieser Zelle kamen zudem innerhalb von kurzer Zeit 40 bis 60 L/m² und Hagel von 3 cm Größe herunter.

Überschätzt wurden dagegen die Aktivitäten der frühen Morgenstunden. Zwar zogen einige Schauer wie prognostiziert über dem Westen von Süd nach Nord, blieben jedoch unelektrisch. Dazu griffen die Gewitter am Abend im Süden am Alpenrand ein Stück weiter nördlich aus als gedacht.


Die Kategorie Slight stimmt dagegen perfekt mit den Gewittern im Norden/Osten überein.





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