Dienstag, 29. Juli 2014

Wetter 30.07.2014: Konvergenzgewitter im Osten

Unser Cut-Off zieht weiter Richtung Osten und wird bis zum Prognoseende den Balkan erreichen. Dabei füllt es sich langsam, aber stetig auf. Im Norden wird dagegen das Höhentief vor der skandinavischen Küste von einem größeren, kälteren Langwellentrog eingeholt. Dies greift mit seinem Kältekern in den kommenden Tagen ungewöhnlich weit südlich.

Am Boden kann sich das Tief an der polnischen Ostseeküste vom Cut-Off loslösen und wandert schließlich in den Einflussbereich des nördlichen Höhentiefs, an dem es in den kommenden Tagen als Randtief Richtung Finnland zieht. 
Für das Wetter am Mittwoch wird jedoch ein anderes Randtief verantwortlich sein, dass sich an der Vorderseite des nördlichen Höhentiefs über Skandinavien gebildet hat und eine sehr lang gezogene Kaltfront von der Nordseeküste aus südöstlich in Deutschland einfließen lässt. Hinter der Kaltfront steigt dann bis zum Donnerstag auch zunehmend der Hochdruckeinfluss des Azoren-Hochs.
Die wetteraktive Konvergenzzone der vergangenen beiden Tage bleibt auch am Mittwoch noch bestehen und wird von der Kaltfront vor sich hergeschoben. Der Bereich zwischen Konvergenzlinie und Kaltfront wird entsprechend das Hauptaugenmerk für konvektive Ereignisse bilden.


 Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 14, 17 und 20 Uhr mit Kaltluftkernen über Skandinavien und Italien.

In der Westhälfte Deutschlands werden die Temperaturen meist nur noch 22 bis 24 Grad erreichen. Hier macht sich die Kaltfront bemerkbar, die im Tagesverlauf ein weiteres Ansteigen der Temperaturen nicht zulässt. 
Weiter im Osten, im Bereich zwischen der Kaltfront und Konvergenzlinie, machen sich die anhaltenden großflächigen Gewitter bzw. dichten Wolken bemerkbar. Unter ihnen liegen die Temperaturen oftmals nur um die 20 Grad - nur ganz im Osten, an der polnischen Grenze, sind nochmals 30 Grad drin.

Zugleich sorgt die Kaltfront in der Westhälfte für sinkende Feuchte in der Luft. Taupunkte erreichen hier flächig bloß noch 14 bis 16 Grad. Dagegen werden vor der Kaltfront wieder Taupunkte bis 19 Grad erreicht, direkt an der Konvergenzlinie auch 20 bis 21 Grad.


Temperatur um 15 Uhr.                                           Taupunkte um 15 Uhr.

Beide Modelle sind sich relativ einig darüber, wo die höchsten Werte erreicht werden. WRF-ARW beschreibt entlang der Konvergenz 1.000 bis 1.500 J/kg, WRF-NMM liberale 1.000 J/kg mehr. Das ist in beiden Fällen vergleichbar mit den Werten der beiden Vortage (Montag & Dienstag).
Interessant ist der leichte Anstieg der Energiewerte direkt an der Kaltfront, die nochmals 500 bis 750 J/kg erreichen können.


Pot. Energie und Lifted Index um 15 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 14 Uhr von WRF-ARW. 

Der Wassergehalt bleibt vor der Kaltfront weiter bei 14 g/kg und über 40 mm ausfällbares Wasser, dahinter sinken sie jedoch auf 8 bis 9 g/kg bzw. um die 25 mm. Lapse Rates sinken weiter auf unter 6 Grad/km und befinden sich hinter der Kaltfront bei um die 5 Grad/km. Das trägt weiterhin zur Stabilisierung der Luft bei. Die entsprechenden Tendenzen sind räumlich auch bei der Wolkenobergrenze spürbar, die vor der Kaltfront bei 11.000 bis 12.000 verbleiben, dahinter aber weit runter auf 4.000 bis 5.000 m sinken.

Entlang der Konvergenzlinie sind bis zum späten Nachmittag 5 bis 6 m/s, lokal vor allem im Nordosten auch bis zu 10 m/s möglich. In der Höhe kann der Wind wieder leicht zunehmen. 0-6 km Scherung erreicht stellenweise zwischen 15 und 20 m/s.
0-3 km Helizität ist entlang der Konvergenz meist bei 50 bis 100 m²/s², punktuell - hier ebenfalls im Nordosten - sind auch 150 bis 200 m²/s² drin. Entsprechend schlägt auch nur im Nordosten der Superzellenparameter leicht an.


  Bodenwinde mit Windvektor um 14 Uhr.                         0-6 km Scherung um 15 Uhr.          


                      0-3 km Helizität um 17 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 17 Uhr.

Die Gewitter, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bestehen bleiben, triggern bereits sehr früh am morgen direkt die nächsten Zellen in der Mitte Deutschlands, bevor zum Mittag über der Nordosthälfte die nächsten, sehr intensiven Gewitter entstehen. Erhebliche Regensummen, die für Überschwemmungsgefahr sorgen können, dürften nun eher nicht mehr fallen, lediglich punktuell, mit stärkeren Gewittern, ist dies vielleicht noch möglich.


Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.          Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF.        

Die Gewitter, die zum Mittag über dem Nordosten, vor allem entlang der deutsch-polnischen Grenze an der Ostseeküste, entstehen, unterliegen wieder einem erhöhten Potential für Superzellen. Diese bergen neben starken Niederschlägen auch das Risiko für stürmische Böen und Hagelkörner über 2 cm Durchmesser.


Entlang der Kaltfront werden allerdings nur minimale Entwicklungen simuliert, was nachvollziehbar ist, denn die Konvergenz wird bereits eine Menge Energie aus der Luft nehmen.


Update



Verifizierung


     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Ein Regenband blieb die ganze Nacht über bis zum Mittag mit NNO -> SSW Ausrichtung bestehen und wurde, wie prognostiziert, zunehmend von intensiven Gewittern im Nordosten abgelöst. Diese konnten dann lokal bis zu 80 L/m² vom Himmel regnen lassen, verbreitet blieb es aber meist bei 15 bis 25 L/m².

An der Kaltfront waren jedoch keine Entwicklungen mehr auszumachen, auch sind keine Berichte über gesichtete Superzellen bekannt.
Etwas unerwartet waren zudem die sehr großen Regensummen, die an der österreichischen Grenze durch Dauerregen zusammenkamen. Diese wurden allerdings relativ gut simuliert, betrachtet man die Karten. Der Fehler ist daher bei mir zu suchen: Schlicht und einfach übersehen.

Quellen: GFS Modelmaps by ESTOFEX WRF-ARW by Janek Zimmer WRF-NMM by Meteociel.fr Blitzortung by lightningmaps.org

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen