Montag, 28. Juli 2014

Wetter 29.07.2014: Konvergenzgewitter

Im kommenden Prognosezeitraum zieht das nördliche Höhentief weiter gen Osten auf Skandinavien zu und positioniert sich bis Mittwoch Morgen über dem nördlichen Bereich der Nordsee. Dadurch kann es seinen Einflussbereich auch auf Norddeutschland ausdehnen.
Das Cut-Off über Frankreich wird dagegen seinen Süddrift beenden und einen Ost-Südost-Kurs auf die italienische Westküste einnehmen. Dadurch wird es immer weiter durch die Alpen abgeschirmt, weshalb es spätestens ab Mittwoch für das deutsche Wetter keine Rolle mehr spielt.

Das an der Vorderseite des Cut-Offs befindliche Bodentief, welches zunächst mit einer schnelleren Zugbahn gerechnet wurde und sich eigentlich über dem Drei-Länder-Eck Deutschland-Polen-Tschechien befinden sollte, befindet sich aktuell noch über Bayern. Bis Mittwoch Morgen zieht es weiter Richtung Nordwest an die polnische Ostseeküste. Dabei gerät es in den Einflussbereich des nördlichen Höhentiefs.

An seiner Rückseite bleibt das Frontensystem erhalten, dessen Kaltfront über Italien in den Balkan gelenkt wird, während die Warmfront über Zentralfrankreich/Schweiz/Baden-Württemberg eindreht.
Durch das Bodentief wird sich im Verlauf des Nachmittages erneut eine Konvergenzzone vom Südwesten in den Nordosten Deutschlands etablieren, die, vergleichbar mit der vom Montag, das Hauptaugenmerk für konvektive Entwicklungen sein wird.


 
Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 14, 17 und 20 Uhr mit Kaltluftkern über der französischen Mittelmeerküste.

Der morgige Tag wird temperaturtechnisch zweigeteilt sein. In der Nordhälfte sind bis zum Nachmittag flächig 27 bis 28 Grad drin, im Osten auch 31 bis 32 Grad. Im Süden werden vielfach nur 23 Grad erreicht, lokal kann die Temperatur sogar unter 20 Grad bleiben. Hier macht sich der Durchzug der Kaltfront bemerkbar.

Hinter der Warmfront, sprich im nördlichen Teil Deutschlands, erreichen die Taupunkte meist 18 bis 19 Grad, in einem schmalen Streifen vom Saarland bis Berlin - entlang der Konvergenzlinie - können lokal zum Abend auch bis zu 22 Grad vorherrschen. Die Luft wird entsprechend wieder sehr feucht-warm.


Temperatur um 15 Uhr.                                           Taupunkte um 18 Uhr.

Beide Modelle sind sich relativ einig darüber, wo die höchsten Werte erreicht werden. WRF-ARW beschreibt flächendeckend konservative 1.000 bis 1.500 J/kg, WRF-NMM liberale 1.000 J/kg mehr. Das ist in beiden Fällen vergleichbar mit den Werten vom Vortag (Montag).


Pot. Energie und Lifted Index um 15 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 14 Uhr von WRF-ARW. 

Der Wassergehalt steigt wieder leicht und wird vor allem in der Nordhälfte verbreitet 14 g/kg betragen. Lapse Rates sinken leicht auf nur noch um die 6 Grad/km und nehmen im Tagesverlauf weiter ab, sodass sie auf um die 5,5 Grad/km fallen. Das schränkt konvektive Entwicklungen zunehmend ein. Dafür bleibt die Tropopause weiterhin bei etwa 11.000 bis 12.000 m.

Entlang der Konvergenzlinie sind bis zum späten Nachmittag 7 bis 9 m/s, lokal  auch bis zu 11 m/s möglich. In der Höhe nimmt dagegen, bedingt durch die abschirmende Wirkung der Alpen, der Wind wieder spürbar ab. Nur ganz im Süden sind nochmal über 20 m/s 0-6 km Scherwinde drin, hier herrscht aber eine ziemlich stabile Luftmasse vor, in der keine Entwicklungen zu erwarten sind. Meist bleiben die Werte an der Nordseite der Konvergenz jedoch bei 10 m/s, nur im Nordosten sind bis zu 15 m/s drin.
0-3 km Helizität ist regional sehr unterschiedlich und orientiert sich an den Scherwinden. Im Nordosten können lokal bis zu 250 m²/s² erreicht werden, sonst sind entlang der Konvergenz meist nur 50 bis 100 m²/s² drin. Entsprechend schlägt auch nur im Nordosten der Superzellenparameter leicht an.


  Bodenwinde mit Windvektor um 17 Uhr.                         0-6 km Scherung um 17 Uhr.          


                      0-3 km Helizität um 17 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 17 Uhr.

Wie auch schon am Montag werden bereits zum Mittag erste Zellen entlang der Konvergenz entstehen, die schnell recht kräftig ausfallen können. Ein Problem wird erneut die Zuggeschwindigkeit sein, sowie die permanente Neuentwicklung am selben Ort und deren parallel zur Konvergenz verlaufenden Zugrichtung. Da die Luft sehr viel Feuchtigkeit enthält, dürften lokal wieder Regensummen zwischen 50 und >100 L/m² und damit Überschwemmungen möglich sein. Dasselbe gilt orographiebedingt auch für das Erzgebirge.


Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.          Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF.        

Später können entlang der Alpennordseite ebenfalls kräftige Gewitter entstehen. Als Antriebsfaktor könnte leichter Föhn gelten, sodass, wie auch am Spätnachmittag im Nordosten, vereinzelt eingelagerte Superzellen möglich sind. Mit jeder stärkeren Zelle, vor allem aber mit potentiellen Superzellen, sind Hagelkörner von 2 und mehr cm Durchmesser möglich. Gefährliche Böen werden eher eine untergeordnete Rolle spielen, da weder ein großerer Temperaturgradient vorherrscht (kein Frontalwetter), noch ein entsprechendes Windprofil in der Vertikale existiert.


Update

Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Flächendeckend wurden 30 bis 50 L/m² erreicht, lokal konnten auch Werte zwischen 50 und 100 L/m² gemessen werden. Verlauf, Intensität und der abgedeckte Bereich trafen entsprechend wie prognostiziert zu.

Superzellen wurden zwar keine gesichtet, im Nordosten konnten jedoch am Mittag Hagelsteine mit 3 und mehr cm Durchmesser ausgemacht werden. Es handelte sich also zumindestens um Zellen mit sehr starkem Auftrieb.
Ganz im Süden, entlang der Alpen, kamen praktisch keine Entwicklungen zusammen, hier lagen die Modelle eindeutig daneben. Bei vorherrschendem Föhn war das allerdings schon im Vorfeld fraglich.

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