Samstag, 20. September 2014

Wetter 21.09.2014: Gewitter über ganz Deutschland


Der polare Höhentrog beginnt sich zunehmend stärker zu wellen, wodurch ein Randtrog mit starker Südprogression auf Zentraleuropa übergreifen und sich während des Prognosezeitraums zu einem starken Cut-Off abschnüren kann. Der Höhenrücken über dem Mittelmeer wird dabei nur leicht in den Süden abgedrängt, sodass sich ein starker Druckgradient zwischen beiden Systemen aufbaut. 
Das Cut-Off vor der portugiesischen Atlantikküste bleibt weiterhin ortsfest positioniert, wird für Mitteleuropa aber nicht mehr länger eine Rolle spielen.

Gemeinsam mit dem Randtrog zieht an dessen Vorderseite das Tief Gudrun von Skandinavien aus südwärts und greift auf Deutschland über, während Tief Flora als Randtief in sein Zirkulationssystem eingegliedert und nach Osteuropa abgelenkt wird.

Mit Gudrun gelangt aus dem Nordwesten ein ausgeprägtes Kaltfrontsystem in Deutschland herein, dass die gewittrige Luft der vergangenen Tage ausräumen wird, aber nicht ohne selbst nochmal Gewitter zu initialisieren.


   Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 14, 17 und 20 Uhr mit Kaltluftkern über der Mitte Deutschlands.

Die bereits in den frühen Morgenstunden in den Nordwesten einziehende Kaltfront wird dort einen Temperaturanstieg unterbinden, sodass die Temperaturen hier nur bei 15 bis 17 Grad liegen. Die restlichen Landesteile erreichen immerhin noch bis zu 22 Grad.

Die Taupunkte liegen meist bei 12 bis 14 Grad im Nordwesten, im Rest bei bis zu 17 Grad.


 Temperatur um 14 Uhr.                                           Taupunkte um 14 Uhr.

Entsprechend gering liegen die CAPE-Werte vor, die mit WRF-NMM bei bis zu 1.000 J/kg und WRF-ARW bei bis zu 500 J/kg toppen. Nur am Alpenrand können nochmals erhöhte Werte bis 1.500 bzw. 1.000 J/kg erreicht werden.


Pot. Energie und Lifted Index um 14 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 14 Uhr von WRF-ARW. 

Der Wassergehalt wird vor allem im Nordwesten nur noch 8 g/kg und ausfällbares Wasser unter 20 mm liegen. In den restlichen Landesteilen sind es noch bis zu 10 g/kg respektive 25 bis 30 mm. Die Lapse Rates sinken ebenfalls und liegen bei 6 bis 6,5 Grad/km. Die Wolkenobergrenze steigt wieder auf bis zu -50 Grad, womit sie etwa 11.500 bis 12.500 m Höhe erreichen sollte. Die Wolkenuntergrenze wird etwa bei 500 bis 700 m liegen.

Bodenwinde liegen meist bei 5 bis 7 m/s, an den Alpen können auch Werte über 10 m/s erreicht werden.
0-6 km Scherwinde steigen aufgrund des in mittlerer Höhe zunehmenden Druchgradienten wieder stark an und erreichen 20 bis 25 m/s entlang der Kaltfront. An Gebirgszügen kann der Wert sogar 30 m/s erreichen.
0-3 km Helizität wird von den Modellen unterschiedlich simuliert. WRF-ARW sieht maximal 50 m²/s² vor, bei WRF-NMM dagegen sollen vor allem über dem Sauerland 200 m²/s² erreicht werden.

Entsprechend unterschiedlich wird der Superzellenparameter eingeschätzt. Energie wird kaum welches bereitgestellt und die allgemein vorherrschende Temperatur ist gering, sodass der Parameter schon grundsätzlich nicht hoch sein sollte. Trotzdem ist ein leichter Anschlag anzunehmen.


  Bodenwinde mit Windvektor um 14 Uhr.                         0-6 km Scherung um 14 Uhr.          

                      0-3 km Helizität um 14 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 14 Uhr.

Bedingt durch die ausgeprägte Kaltfront sind wieder verbreitet konvektive Entwicklungen möglich, vor allem entlang der von Nordwest nach Südost ziehenden Front. Der Temperaturgradient ist dabei nicht groß und mit der Front zieht sehr trockene Luft in Deutschland ein, weshalb stärkere Entwicklungen eher unwahrscheinlich sind. Aufgrund des Windprofils können ein oder zwei Superzellen eingebettet sein, diese dürften dann aber nur sehr kurzlebig sein, da es an anderen wichtigen Attributen fehlt. Am wahrscheinlichsten sind sie noch über Süd-NRW, in der Sauerlandregion. Insgesamt ist die Unwettergefahr jedoch sehr gering.


  Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.            Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF. 

Update


Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Da bereits die Kaltfront schon sehr früh über dem Nordwesten/Norden Deutschlands Einzug erhielt, konnten sich in der gesamten Nordhälfte praktisch keine Gewitter bilden. Diese Tatsache war mir zwar schon im Vorfeld bekannt gewesen, hatte sie aber fälschlicherweise ignoriert. Immerhin bildeten sich entlang einer Konvergenzzone, die zum Dienstag morgen im Nordosten einglitt, Gewitter, sodass lediglich die Mitte Deutschlands als Fehlprognose eingestuft werden kann.

Darüber hinaus wäre über Bayern durchaus eine SLGT-Markierung gerechtfertigt gewesen, da über einige Bereiche Niederschlagssummen von über 50 L/m² in 24 Stunden zusammen kamen.

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