Sonntag, 14. September 2014

Wetter 14.09.2014: Stärkere Gewitter im Norden


Ganz im Norden, über der Arktis, befindet sich der polare Kaltlufttrog, der sich in den vergangenen Tagen immer weiter Richtung Norden verzogen hat und seinen welligen Charakter zunehmend aufgab. Es konnte sich jedoch ein Randtrog in Richtung Süden lösen, der jetzt als Cut-Off über dem Norden Deutschlands liegt. Zunächst geriet es in den Einflussbereich eines weiteren, etwas stärkeren Cut-Offs, das Mittel- und Südeuropa seit einigen Tagen schon mit schweren, langanhaltenden Niederschlägen und Gewittern beschäftigt, dieses jedoch wandert im Prognosezeitraum weiter südostwärts, während das Cut-Off über Norddeutschland eine leichte Westrichtung einschlägt, wodurch ein erneuter Abkapselungsvorgang eingeleitet wird.

Am Boden herrscht über den betroffenen Gebieten nur sehr schwacher Druckgradient, der aber mehr im Norden von Hochdruck durch Hoch Helmut dominiert wird, während im Südosten das sehr schwache Tief Dagmar weiterhin sein Unwesen treibt.

Aufgrund der besonderen Großwetterlage, bei der im Norden ein Höhentief ohne korrespondierendem Bodentief vorliegt, liegt kein besonders starkes Forcing durch bspw. eine Kaltfront oder Konvergenz vor, aber da an der Südflanke von Hoch Helmut seit Tagen eine quasistationäre Warmfront vorliegt, welche warme Luft im Osten von kalter Luft im Westen Deutschlands trennt, existiert unterhalb des Kaltluftkerns des Höhentiefs ein ausreichend starker Temperaturgradient, der Konvektion erzwingt.


   Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 11, 14 und 17 Uhr mit Kaltluftkern über Norddeutschland.

Während im Osten noch Temperaturen von 24 bis 26 Grad erreicht werden können, übersteigen die restlichen Landesteile meist nicht die 20 Grad. Besonders im Bereich von Gewittern/Niederschlägen kann es bei kühlen 16 bis 17 Grad verbleiben.

Die Taupunkte liegen meist bei 12 bis 13 Grad, im Warmsektor im Osten bei 16 bis 17 Grad.


 Temperatur um 14 Uhr.                                           Taupunkte um 14 Uhr.

Entsprechend moderat sind die CAPE-Werte, mit WRF-NMM bei bis zu 1.200 J/kg und WRF-ARW bei bis zu 750 J/kg.


Pot. Energie und Lifted Index um 14 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 14 Uhr von WRF-ARW. 

Der Wassergehalt wird im Osten bei bis zu 11 g/kg und ausfällbares Wasser bei 35 bis 40 mm liegen. Lapse Rates sind vor allem Richtung Nordsee bei 7 bis 7,5 Grad/km. Die Wolkenobergrenze steigt auf bis zu -25 Grad, womit sie etwa 6.000 bis 7.000 m Höhe erreichen sollte. Die Wolkenuntergrenze wird etwa bei 400 bis 500 m liegen.

Bodenwinde liegen meist bei 4 bis 5 m/s, im Küstenbereich können diese auch die 8 m/s überschreiten.
0-6 km Scherwinde sind vor allem zur frühen Tageszeit noch recht hoch, sinken dann aber zunehmend ab. Für den interessantesten Zeitraum, etwa zur Mittagszeit, liegen noch 20 m/s vor. Diese werden zudem von 12 bis 14 m/s 0-1 km Scherwinden begleitet.
0-3 km Helizität steigt vor allem im Warmsektor an den Küstenregionen bis hoch auf 250 m²/s² und wird von starken 0-1 km Helizitätswerten bis 300 m²/s² begleitet.

Unter diesen Bedingungen sind Superzellen nicht unwahrscheinlich und auch Tornados, vor allem aber Wasserhosen sind möglich.


  Bodenwinde mit Windvektor um 14 Uhr.                         0-6 km Scherung um 14 Uhr.          

                      0-3 km Helizität um 14 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 14 Uhr.

Zunächst muss erwähnt werden, dass ein gewisser Unsicherheitsfaktor in der Prognose vorliegt. In den vergangenen beiden Tagen hatte sich gezeigt, dass die Modelle die Kraft der beiden Cut-Offs etwas überschätzen und die Lage weniger kräftig ausfiel als angenommen. Dazu kommt die in den Karten offensichtliche Problematik der Überlappung. Die günstigsten Bedingungen liegen vor allem im Osten unterhalb des Warmsektors vor, wo auch die Bodentemperaturen höher vorherrschen. Dagegen wird sich die Gewittertätigkeit heute vor allem direkt an der Warmfront abspielen, weil das Cut-Off eine vorgelagerte Position besitzt. Es besteht daher die Möglichkeit, dass es weit harmloser kommt als prognostiziert.

Trotz allem, sollte es so sein, dass sich CAPE, 0-6 km Scherwinde und 0-3 km Helizität gut überschneiden und das Cut-Off etwas langsamer Richtung Westen zieht als zunächst simuliert, sind starke Gewitterzellen und vielleicht auch eingelagerte Superzellen denkbar. Bei hohem Wassergehalt in der Luft sind hier Starkregenschauer denkbar, die durchaus 20 bis 30 L/m² in einer Stunde bringen können, Tagesmengen von über 50 L/m² sind aber eher unwahrscheinlich. Hinzu kommt die Gefahr von Hagel bis 3 cm, die bei Superzellen auch noch etwas größer ausfallen können.
Interessanter ist aber mehr die Tornadogefahr, die sowohl über Land als auch über Wasser erhöht vorliegt. Ein bis zwei Tornados an Land können mit intensiveren Zellen nicht ausgeschlossen werden, noch wahrscheinlicher sind in diesem Zusammenhang jedoch Wasserhosen, die von starken Winden in den untersten Schichten und hohen Lapse Rates vor allem Richtung See profitieren können.


  Gesamtniederschlag in 30 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.            Gesamtniederschlag in 30 Stunden bis 8 Uhr in WRF. 

Update


Verfikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Einschätzung traf soweit zu, nur Berichte zu evtl. Tornados/Wasserhosen blieben (bisher) aus. Es ist anzunehmen, dass es diese vermutlich auch nicht gegeben hat, da die Überlappung der einzelnen Komponenten kaum gegeben war (siehe Hinweis im Text). Somit blieb einziges Unwetterkriterium Starkregen, der in Schleswig-Holstein oftmals über 40 L/m² brachte und an der Nordseeküste sogar die 65 L/m² überschreiten konnte.

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