Freitag, 19. September 2014

Wetter 20.09.2014: Gewitter über fast allen Landesteilen


Vor der portugiesischen Atlantikküste ist weiterhin ein Cut-Off positioniert, während über Südeuropa und dem Mittelmeer ein Höhenrücken in den Norden drängt. Deutschland befindet zwischen beiden Bereichen und unterliegt daher einem schwachen Druckgradienten in der Höhe, wird aber durch einen lokalen Kaltluftkern im Wetter beeinflusst.

Am Boden herrscht entsprechend ebenso flacher Druckgradient vor, sodass das Wetter sehr unbeständig und wechselhaft sein kann, ohne dabei die Luft umzuwälzen und eine Wetteränderung hervorzurufen. Über Norddeutschland kommt dabei das wetterbestimmende Tief Flora zu liegen, an dessen Südwestflanke sich im Tagesverlauf ein Randtief entwickeln und unser Wetter während der Prognosenlaufzeit bestimmen wird.



   Bodendruck- und 500 hPa-Karten für 14, 17 und 20 Uhr mit Kaltluftkern über der Mitte Deutschlands.

Deutschlandweit liegen die Temperaturen meist bei 22 bis 24 Grad, können aber auch entlang des Rheins bis auf 27 Grad ansteigen.

Die Taupunkte liegen meist bei 15 bis 17 Grad, ganz im Westen zur BeNeLux-Grenze hin können auch bis zu 19 Grad erreicht werden.


 Temperatur um 14 Uhr.                                           Taupunkte um 14 Uhr.

Bedingt durch die Lapse Rates und dem relativ hohen Feuchtegehalts liegen daher für diese Jahreszeit recht hohe CAPE-Werte vor, die mit WRF-NMM bei bis zu 2.000 J/kg und WRF-ARW bei bis zu 1.500 J/kg toppen.


Pot. Energie und Lifted Index um 14 Uhr von WRF-NMM.         Pot. Energie und Windvektor um 14 Uhr von WRF-ARW. 

Der Wassergehalt wird vor allem im Westen bei bis zu 12 g/kg und ausfällbares Wasser bei 30 bis 35 mm liegen. Die Lapse Rates sind wie erwähnt etwas erhöht und liegen bei 7 bis 7,5 Grad/km über Saarland/RP, mit leicht sinkender Tendenz Richtung Norden/Osten Deutschlands. Die Wolkenobergrenze steigt wieder auf bis zu -55 Grad, womit sie etwa 11.500 bis 12.500 m Höhe erreichen sollte. Die Wolkenuntergrenze wird etwa bei 900 bis 1.100 m liegen.

Bodenwinde liegen meist bei 3 bis 4 m/s, lokal können auch die 6 m/s erreicht werden.
0-6 km Scherwinde sind praktisch kaum vorhanden, nehmen aber zum Abend hin leicht zu und können auf maximal 15 m/s steigen, das aber nur sehr begrenzt direkt an der BeNeLux-Grenze. Interessanter ist hierbei eher der östliche Alpenrand, wo auch schon zur Mittagszeit Scherwinde von bis zu 20 m/s erreicht werden können.
0-3 km Helizität sind ebenfalls kaum vorhanden, übersteigen kaum die 50 m²/s², nur sehr lokal etwa über der Mitte Deutschlands, wo über 100 m²/s² möglich sein können.

Da es nur wenig Stellen gibt, wo Schwerwinde, Helizität und CAPE überlappen, springt der Superzellenparameter nur sehr lokal an, hier vor allem über BeNeLux, aber auch an den Alpen.


  Bodenwinde mit Windvektor um 17 Uhr.                         0-6 km Scherung um 17 Uhr.          

                      0-3 km Helizität um 17 Uhr.               Superzellenp. mit Niederschlagsreflektivität um 17 Uhr.

Gewitter sind über fast der gesamten Bundesrepublik möglich, ausbleiben werden diese vermutlich nur zur Ostseeküstenregion hin. Hauptaugenmerk wird dabei vor allem auf mittlere Landesteile, von Süd-NRW bis Sachsen, und auf BW liegen, wo die Zellen aufgrund der vorher erwähnten Überlappungsmöglichkeiten intensiver ausfallen können.
Da nur schwache Höhenwinde bei gleichzeitig hohem Wassergehalt in der Luft vorherrschen, sind lokal wieder größere Niederschlagssummen möglich, die Potential für Überschwemmungen bergen. Hagel und Wind sind entsprechend weniger Thema, können aber durchaus zur Gefahr werden, wenn sich im besten Feld der Überlappung, zur BeNeLux-Grenze hin, eingebettete Superzellen entwickeln.

Fraglich bleibt derzeit noch die östliche Alpenregion, an der Potential für Superzellen bzw. Multizellen vorherrscht, die Modelle jedoch kaum Signale von Entwicklungen zeigen - vermutlich, da die CAPE-Werte hier nicht besonders günstig sind. Es bleibt also nur Nowcast. Sollten sich in diesem Umfeld jedoch Zellen entwickeln, so existiert die Möglichkeit für Hagel über 3 cm Durchmesser. Starkregen und Wind dürften dagegen eher eine untergeordnete Rolle spielen, selbst mit intensiveren Zellen.


  Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF-NMM.            Gesamtniederschlag in 42 Stunden bis 8 Uhr in WRF. 

Update


Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Am östlichen Alpenrand kam es nicht mehr zu den möglich gewesenen schweren, isolierten Gewitterzellen. Hier zeigten sich bloß kurze, flach pulsierende Gewitter, die aber ohne Schwere blieben.

Dagegen zeigte sich vor allem die Mitte Deutschlands sehr gewitterträchtig, dessen Orte bis zu 9 mal von Gewittern überrollt wurden. Entsprechend häufig finden sich Orte mit über 100 L/m² in 24 Stunden wieder. Vielerorts gab es Überschwemmungen - auch dort, wo insgesamt nicht die Warnschwelle überschritten wurde, aber die Regenrate derart hoch war, dass die Kanalisationen nicht mit der Menge zurecht kam.
Überraschend ist dabei die große Fläche, die abgedeckt wurde. Zwar stimmte die SLGT-Markierung sehr gut von der Position her, hätte jedoch noch einiges weiter Richtung Nord und Süd ausgreifen müssen. Insgesamt aber eine sehr gute Prognose.

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