Montag, 4. Mai 2015

Wetter 05.05.2015: In extremer Warmluftmasse Konvergenzgewitter

Aktuell schaut die Entwicklung wohl derart aus, dass sich jetzt die ersten Gewitter über Frankreich bilden, deren Reste in mehreren Wellen in der Nacht zum Teil über BeNeLux und Westdeutschland ziehen, sich dabei aber stark abschwächen bzw. nicht mehr blitzaktiv sein werden.

Zum Dienstag Morgen wird dann die Warmfront in Deutschland Einzug erhalten und dabei bereits teilweise konvektiv durchsetzt sein. Je nach Lage der Nachtentwicklungen über Frankreich können diese durchaus gewittrig sein. Bis zum Vormittag sollte die Warmfront unter Abschwächung Dänemark und Polen erreicht haben.

In der feuchtwarmen, energiereichen Luftmasse bei 23 bis 26 Grad können schließlich bereits zum Mittag erste Gewitter über dem Westen und Norden durch eine Nord-Süd-Konvergenzlinie initialisiert werden, die zum Teil kräftig ausfallen können. Größerer Hagel ab 2 cm Durchmesser ist im Bereich des Möglichen.

Zum späten Mittag/Nachmittag wird sich die Konvergenzlinie dann immer aktiver zeigen, da Temperaturen im Vorfeld weiter ansteigen konnten (26 bis 29 Grad),der Feuchtegehalt zunimmt - das Energieangebot damit größer ist - und die Konvergenzlinie dynamisch eine klarere Struktur bekommt. Hier können sich dann vor allem im Südwesten einzelne Zellen zeigen. Der Fokus wird jedoch weiterhin in der Nordhälfte liegen, da hier das Windumfeld in den unterschiedlichen Höhen ideal mit dem reichhaltigen Energieangebot überlappt und eine drehende Komponente besitzt - Superzellen also über Niedersachsen/Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg recht wahrscheinlich werden. Diese würden entsprechende Gefahren von Großhagel (3 bis 5 cm), Starkregen und Fallwinde mit Sturmstärke mit sich bringen. Auch ein Tornado im Zusammenhang mit einer Superzelle kann nicht ausgeschlossen werden.

Gegen Abend werden sich die Zellen weiter verclustern und zu einer längeren Linie zusammen tun. Dabei liegt der Fokus vermehrt auf das mecklenburgische Ostseeumfeld, wo Signale einer sogenannten Squall-Line modelliert sind. Diese würde entlang der Niederschlagslinie Fallböen mit starken Sturmböen (einzelne orkanartige Böen können bei Bogensegmenten nicht ausgeschlossen werden) und Starkregen mit sich bringen.

Unklar bleiben potentielle Entwicklungen entlang der Ostalpen und des Erzgebirges. Dynamik und Energie sind reichhaltig vorhanden (tatsächlich herrschen über Südostbayern zum Abend die besten Bedingungen über ganz Deutschland vor), Temperaturen können mit Föhn durchaus die 30 Grad erreichen, welcher außerdem vorzeitige Konvektion unterbinden würde. SOLLTEN sich in diesem Umfeld tatsächlich Entwicklungen zeigen, weil der Föhn überwunden werden kann oder dieser zusammenbricht, sind mit jeder Zelle superzelluläre Entwicklungen denkbar! ALLERDINGS: Kein Modell zeigt aktuell Signale in diesem Bereich.






Update




Verifikation

     Gesamtniederschlag in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.          Gesamtzahl an Blitzen in 24 Stunden bis 07:50 Uhr.

Eine interessante Wettersituation etablierte sich im Laufe des Tages, die zwar mit den vorhergesagten Gefahrenstufen übereinstimmte, jedoch eine teilweise deutlich abweichende Lage einnahm.

So konnten sich über Frankreich am Vortag und in der Nacht praktisch keine Gewitter etablieren, die im Vorfeld noch übereinstimmend simuliert wurden. Auch wurde der Feuchtegehalt der Luft über den norddeutschen Bundesländern noch übertroffen, da sich hinter der Warmfront weitere Schauer aufbauen konnten, die zur Mittagszeit zusätzlich Niederschlag brachten. Zuletzt konnte sich die Sonne, trotz der zusätzlichen Niederschläge, wesentlich länger zeigen und damit intensiver einstrahlen, als die Modelle dies vorhersahen. Weiter im Süden dagegen entwickelte sich ein Niederschlagsband schwacher Intensität, dass sich dort hartnäckig über viele Stunden hielt und so Einstrahlung und Erwärmung weitestgehend verhinderte.

Aus diesem Grund ergab sich vielerorts eine vollkommen andere Wettersituation. Durch die nicht über Nacht ausgeräumte Labilität über dem Nordosten Frankreichs und BeNeLux konnten hier mit Ankunft der Kaltfront bereits starke Gewitterentwicklungen beobachtet werden, die bis zu 6 cm Hagelsteine abwarfen. Diese wanderten unter starker Verclusterung mit der Kaltfront weiter in den Osten nach Niedersachsen hinein und sollten die Grundlage für eines der blitzintensivsten Gewittertage mit 233.000 Blitzen über Mitteleuropa seit vielen Monaten sorgen. Stellenweise wurden am frühen Nachmittag über Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen bogenartige Segmente oder gar eine Squall Line beobachtet, mit denen lokal Spitzenböen von bis zu 126 km/h möglich wurden.

Unter gradueller Abschwächung und Verlust der linienartigen Struktur propagierte ein Gewittercluster auf die Ostsee zu, bevor eine weitere Intensivierung westlich von Mecklenburg-Vorpommern beobachtet werden konnte, deren stärkste Zellen mindestens 2 Tornados produzierten und für 3 weitere Verdachtsfälle sorgten. Der stärkste Tornado sollte dabei den Ort Bützow als EF3 treffen und für teilweise erhebliche Gebäude- und Fahrzeugschäden in Millionenhöhe sorgen.

Auch im äußersten Osten sowie Südosten konnten sich wie erwartet föhnverzögert zum Abend nochmal einzelne Gewitterzellen entwickeln, diese sollten jedoch vergleichsweise harmlos ausfallen.

Aufgrund der linearen Strukturen und der damit verbundenen Windereignisse hätte das SLGT den gesamten Nordwesten erfassen müssen. Evtl. wäre auch ein MDT gerechtfertigt gewesen. Durch Zufall wurde die Lage im Nordosten mit dem MDT korrekt erfasst, während der Osten mit dem MDT dagegen völlig daneben lag. Letztere Region war jedoch im Vorfeld absehbar gewesen und hätte von vornherein - wie im Südosten - nur mit einem SLGT markiert werden sollen.


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